der roman shantaram von gregory roberts hat fast 1000 seiten. das wäre für manch einen schon ein grund gar nicht erst zu lesen anzufangen. ich habe das buch gerade beendet und es würde mich nicht stören, ginge es noch weiter.
man kann es als enorm ausgedehnten thriller, aber auch als betrachtung über die natur von gut und böse, verstehen. lebendige dialoge, unvergessliche charaktere, unglaubliche abenteuer und die facettenreiche beschwörung des indischen alltags, machen es für mich zur besten geschichte seit langem.

für alle nicht-leser: die filmrechte sind gekauft. mira nair soll regie führen, johnny depp die hauptrolle spielen.
na dann...

der zauber des banalen, bilder und szenen aus dem alltag eines schreibgehemmten autors sollen in rückgrat von philippe djian gezeichnet werden. da durch die deutsche übersetzung wohl viel verlorengeht, konnte ich keinerlei faszination verspüren. schon lange nicht so ein uninspiriertes buch gelesen.

the little book von seldon edwards ist geschichts- und psychologieunterricht, sowie geheimnisvolle liebesgeschichte.
wheeler burden, der sich plötzlich von san francisco im jahr 1988 zurück nach wien von 1897 katapultiert sieht, trifft dort unter anderen auf mahler, freud, mark twain und hitler als schulkind.
nicht vertraut mit der deutschen sprache dürfte das lektorat gewesen sein: "torte mitt schlagg", "lieder eindes fahrended gesellen", "tannehausen" (richard wagners tannhäuser) , "die shone karl" lueger und "fraulein" statt fräulein, trüben etwas das lesevergnügen.
aber, alles in allem, eine interessante sicht wiens in der zeit des fin de siècle, aus der perspektive eines amerikaners.

das buch the end of mr. y der jungen britin scarlett thomas ist klug und einfallsreich, mit herrlichen exkursen in philosophische und naturwissenschaftliche themen. eine geschichte nach meinem geschmack, die neugierig macht auf andere werke der autorin.

die amerikanischen südstaaten in den nachkriegsjahren. binx bolling ist börsenmakler, er führt ein unauffälliges leben in einem vorort von new orleans, seine interessen sind das kino, affären mit seinen sekretärinnen, und das einfache existieren von tag zu tag. aber bald findet er sich auf der suche nach wichtigerem, etwas, das ihn aus dem ewig gleichförmigen fluss der zeit heraushebt. und dann, in einer mardi gras woche, passiert etwas, mit einer frau, das er nie erwartet hätte.
binx definiert sich ständig über seine beziehung zu freunden, familie, geliebten und karierre. trotzdem bleibt er unbestimmt und offen für alle eventualitäten. die suche zeigt sich in philosophischen reflektionen und interaktionen. walker percy hat seinen kierkegaard gelesen, das merkt man.
der verfall von traditionen, probleme mit der familie, traumatische erlebnisse im (korea) krieg, themen die auch heute noch aktuell sind.
peter handke hat nah am text übersetzt, die geschichte liest sich flüssig. ein klassiker.

martin suters romanhelden leiden an realitätsverlust, bewußtseinstrübungen, gedächtnisstörungen und persönlichkeitsveränderungen. so auch in ein perfekter freund: fabio rossi, journalist, wacht mit einem schädel-hirn trauma im spital auf und kann sich nicht an die letzten 50 tage seines lebens erinnern. er versucht nun die ereignisse dieser tage zu rekonstruieren.
zwar hat mich diese geschichte nicht so fasziniert, wie die dunkle seite des mondes, dennoch ein buch, das man in einem zug liest.

richard yates ist einer der ganz großen moderner amerikanischer literatur. sein 1961 erschienener roman zeiten des aufruhrs zeichnet in eindringlicher schärfe die stolpersteine einer scheinbar behüteten vorstadtidylle.
für alle, die keine zeit oder muse zum lesen haben, darf ich darauf hinweisen, dass revolutionary road, so der originaltitel, vor kurzem von sam mendes (mit leonardo dicaprio und kate winslet) verfilmt wurde und voraussichtlich anfang 2009 in unsere kinos kommt.

der neuseeländer anthony mccarten ist ein großartiger erzähler. schon mit 25 schrieb er den theaterhit "ladies night", die geschichte über arbeitslose männer, die sich als stripper verdingen. klingelt´s da? 20th century fox verfilmte die story unter dem titel "ganz oder gar nicht""/ "the full monty". unautorisiert. mccarten klagte!
außerdem schrieb er zahlreiche weitere theaterstücke, mehrere drehbücher, kurzgeschichten und den bestseller "superhero". sein letztes werk englischer harem ist ein orientalisches märchen, das im heutigen london spielt.

Eine junge Frau zu ihren Eltern, untere Mittelschicht im Londoner Vorort: "Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute: Ich heirate, die schlechte: Er ist Perser. Und übrigens: Er hat bereits zwei Frauen."

leider ist die deutsche übersetzung für meinen geschmack etwas zu germanisch. trotzdem lesenswert. wer englisch kann, bitte das original.

ist ein wunderbar anregendes buch, das ich nur jedem empfehlen kann!
ein resümee hat josefson vom standard geschrieben.

wie der französische literaturprofessor pierre bayard auf die idee kommt, dass man sein buch wie man über bücher spricht, die man nicht gelesen hat trotz seiner empfehlung lesen sollte, ist mir schleierhaft. ich habe es geschenkt bekommen und deshalb gelesen, weil ich das lesen liebe und aus einer gewissen neugier über die chuzpe des autors.

Der versierte Nichtleser unterscheidet vier Haupttypen: unbekannte Bücher, Bücher, die man quergelesen hat, Bücher, die man nur vom Hörensagen kennt, und solche, deren Inhalt wir schon wieder vergessen haben.

er will das schlechte gewissen kanonbeflissener bildungsbürger beruhigen, indem er behauptet, man müsse ein buch nicht gelesen haben, um darüber zu reden. damit stellt er eine these auf, nämlich, dass dies ein tabu wäre. man könnte auch ganz einfach sagen: "ich habe das buch nicht gelesen!"

ich lese aber, um in fremde welten einzutauchen, neues zu lernen und meine fantasie anzuregen, mich zu unterhalten. nicht, um darüber zu reden.